LOGO maxwissen

Das 100. MAX-Heft

Mit dem BIOMAX zum Thema Meiose erscheint das 100. Heft der MAX-Reihen. Was im Jahr 1995 mit dem Printheft „BIOMAX“ begann, ist heute ein multimediales Angebot mit drei Heftreihen, Unterrichtsmaterialien, Podcast- und Videoformaten. Nach dem Motto „Aus der Forschung direkt in die Schule“ richtet sich das Projekt deutschlandweit an Lehrkräfte der Oberstufe. Anhand des Forschungsportfolios der Max-Planck-Gesellschaft hat Dr. Christina Beck, Leiterin der Abteilung Kommunikation, ein einzigartiges Angebot für Lehrkräfte ins Leben gerufen. Im Interview erzählt sie von der Entwicklung und den Zielen des Schulportals.

 

 


„max-wissen ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Max-Planck-Gesellschaft“

 

Die MAX-Hefte feierten 2023 ihr 25. Jubiläum, dabei ist der erste Biomax bereits 1995 erschienen – wieso also 25 Jahre?

Nach drei Jahren, in denen der BIOMAX monothematisch auf das Thema Gentechnik fokussiert war, weil dieses eine besondere gesellschaftliche Relevanz hat, habe ich das Projekt übernommen, analysiert und dann konzeptionell neu aufgestellt. Ausgangspunkt war für mich dabei, dass die thematische Vielfalt in der Max-Planck-Gesellschaft viel größer ist und wir stärker die Anforderungen in der Schule in den Blick nehmen sollten. Interessant war dabei auch die Information, wie lange ein Schulbuch durchschnittlich an der Schule genutzt wird und wie schnell das Wissen darin überholt ist. Das hat mich dazu motiviert, das Forschungsportfolio der Max-Planck-Gesellschaft stärker in den Heften abbilden zu wollen. 1998 gab es dann den ersten BIOMAX mit dem Konzept, das wir bis heute verfolgen.

Und wie sieht dieses Konzept aus?

Vor allem wollte ich damals auf die Schnittstellen zum Lehrplan achten, damit Lehrerinnen und Lehrer das Heft gezielt einsetzten können. Es ist zeitlich sehr schwierig, Themen, die nicht an den Lehrplan gebunden sind, noch in den Unterricht einzubauen. Also mussten wir näher an den Lehrplan ran. Die neuen Ziele waren also, das Portfolio der Max-Planck-Gesellschaft repräsentativ abzubilden, Schnittstellen mit den Lehrplänen zu identifizieren und die Faszination der Forschung stärker zu vermitteln. Der Forschungsprozess sollte transparenter werden. Wir haben auch Unterrichtsmaterialien zu den Heften erstellt und schnell gesehen, dass sich mit der Erneuerung des Konzepts die Nachfrage nach den MAX-Heften stark erhöht hat.

Wie hat sich das Projekt weiterentwickelt?

Themen aus den Heften sind in Klausuren aufgetaucht – teilweise auch in Abiturprüfungen und Schulbüchern. Mit dem Anbruch des Internetzeitalters haben wir 2005 die Website www.max-wissen.de aufgebaut. Im selben Jahr kam der GEOMAX für die Fächer Geographie, Wirtschaft und Sozialkunde sowie etwas später auch der TECHMAX für die Fächer Chemie und Physik dazu. Mit „Max Cinema“ haben wir das Angebot im Laufe der Jahre durch ein sehr erfolgreiches, die Hefte inhaltlich begleitendes Videoformat erweitert. In den Jahren von 1998 bis 2008 habe ich mich um das Projekt gekümmert und den BIOMAX geschrieben. Danach hatte ich als Referatsleiterin weniger Zeit dafür und wir im Referat auch keine weiteren Ressourcen. Die Frequenz, mit der wir noch publiziert haben, ist runtergegangen und wir sind kaum dazu gekommen, die Inhalte zu aktualisieren. 2020 bekamen wir dann die Möglichkeit, eine Stelle neu zu besetzen und mit Frau Dr. Tanja Fendt eine erfahrene Lehrkraft einzustellen, die sich seitdem um das Projekt kümmert und die bestehenden Hefte wieder auf den neuesten Stand gebracht hat. Mit dem max-wissen-Angebot haben wir ein Alleinstellungsmerkmal – keine andere deutsche Forschungsorganisation hat so ein Angebot für Schulen. Übrigens arbeiten sogar Studierende aus dem Ausland mit den Heften. Sie werden dort als Materialien für Deutschlernende eingesetzt.

Was hat den Anstoß gegeben, das Angebot um GEOMAX und TECHMAX zu erweitern?

Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena ist damals auf mich zugekommen. Da ihre Themen nicht wirklich zum BIOMAX passten, ist der GEOMAX entstanden. Darin konnte eine ganze Reihe geo- und auch sozialwissenschaftlicher Themen abgebildet werden. Der TECHMAX war ein Wunsch unseres damaligen Präsidenten Hubert Markl. Hier ist es tatsächlich am schwierigsten, Schnittstellen zum Lehrplan zu finden, weil die Forschung in den Bereichen Chemie und Physik meist weit weg ist von dem, was als Grundlagenwissen im schulischen Lehrplan verankert ist.

Welche Herausforderungen stellen sich dabei, die Zielgruppe zu erreichen und Forschungswissen in die Lebensrealität der Schüler und Schülerinnen einzugliedern?

Die Jugend wird überschwemmt von Informationen. Da lautet das Stichwort: Medienkompetenz. Die Schüler und Schülerinnen müssen lernen, selbst zu selektieren, welche Meldungen vertrauenswürdig sind. Gleichzeitig verliert sich die Wissenschaft in kleinen Forschungsmeldungen. Die interessieren die Schüler und Schülerinnen nicht und sie helfen auch nicht dabei, Wissenschaft zu verstehen. Wenn wir aber über den Klimawandel reden, über das Artensterben oder über Corona, dann wird es wichtig, den aktuellen Stand der Wissenschaft zu kennen. Sonst können wir keine informierten Entscheidungen treffen. Das sollte die Schule vermitteln. Bewegtbild kommt bei den Schülerinnen und Schülern besonders gut an. Max Cinema ist daher ein voller Erfolg! Generell werden wir uns in Zukunft stärker auf Videoformate fokussieren, um unsere Zielgruppen zu erreichen. Die Filme und Videoclips sind immer an ein Heft gekoppelt, sodass mit „Max Cinema“ auch die Abrufzahlen der Hefte gestiegen sind.

Kann max-wissen auch eine Vorstellung davon vermitteln, wie Forschende zu ihren Erkenntnissen gelangen?

Ein Grundverständnis davon herzustellen, wie Forschung funktioniert, ist wahnsinnig schwer: Die Distanz zu denen, die Wissen generieren, wird immer größer, weil sie immer spezifischer arbeiten. Die Hefte greifen das Wesen der Wissenschaft trotzdem auf – eben mit der Hoffnung, diese Distanz wenigstens etwas zu verkleinern. Ich hätte gerne ein Heft zu der Frage: ‚Was ist Wissen und was ist widerlegtes Wissen?‘ Schule und Wissenschaftskommunikation müssten dafür anhand von konkreten Themen illustrieren, wie Wissen eigentlich generiert, überprüft, weiterentwickelt und widerlegt wird. Die Schüler und Schülerinnen müssen lernen, es selbst kritisch zu prüfen. Das umzusetzen wird nicht einfach werden, aber einfach war es auch in den letzten 25 Jahren nicht immer – wenn ich so zurückschaue, dann bleiben die MAX-Hefte trotzdem mein Lieblingsprojekt!

 

Die Fragen stellte Emma Lehmkuhl.